TETENBÜLL 
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 Das Herzstück Eiderstedts

 

GESCHICHTE + GESCHICHTEN


GESCHICHTE

Tetenbüll hat eine lange und lebhafte Geschichte, die sehr gut in zahlreichen Büchern dokumentiert ist, u.a. in den drei Bänden unser Dorfchronik, erstellt durch den Tetenbüller Johannes Glismann. Er hat ein umfangreiches Erbe an Dias, Fotos, Normal 8- / Super 8-Filmen, Texten und Vorträgen hinterlassen. Nach und nach werden wir alles digital aufbereiten und hier und anderenorts der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Dorfchronik und andere geschichtsbezogene Bücher können Sie im Haus Peters käuflich erwerben.


UNIVERSALGELEHRTER JOHANN NICOLAUS TETENS, TETENBÜLL

„Ich fühlte hier lebhaft und stark, was man Vaterlandsliebe nennt…“. So schrieb Johann Nicolaus Tetens über Eiderstedt. Geboren 1736 in Tetenbüll, Sohn eines „Häuermanns“ (Anm.: kleiner Bauer), ist er hier aufgewachsen. Der Vater ging später als Brauer und Gastwirt nach Tönning. Johann Nicolaus aber studierte in Kopenhagen und Rostock. Er wurde zum Universalgelehrten, ein herausragender Vertreter der deutschen Aufklärung und geschätzter Kollege unter Philosophen. So wünschte der Königsberger Imanuel Kant, dass Tetens sein Werk „Kritik der reinen Vernunft“ rezensiert. Allgemein gilt Tetens’ Werk als starker Einfluss auf Kants Gedanken.


Tetens selbst war auf den verschiedensten Gebieten tätig. So gilt er bis heute als Gründervater der Entwicklungspsychologie, hat er doch das menschliche Wesen in Empfinden, Denken und Wollen geteilt. Tetens war Zeit seines Lebens auf dem Weg zu neuen Erfahrungen. Er arbeitete zeitweise im Verwaltungs- und Finanzdienst in Kopenhagen, kam zuvor aber auch dem Ruf als Professor für Mathematik und Philosophie der Universität Kiel nach. Jede Aufgabe und Herausforderung bewältigte er sehr erfolgreich und schuf fast nebenbei ein sehr umfassendes Werk. Als Reminiszenz an seine Heimat ist wohl die Schrift „Reisen in die Marschenländer der Nordsee zur Beobachtung des Deichbaus“ zu sehen. Einige Stimmen glauben gar, dass das Werk Theodor Storm zu seinem Schimmelreiter inspiriert haben soll. Jedenfalls hat es eine umfassende Reform des Deichwesens eingeleitet. Vor allem aber zeigt es Tetens Verbundenheit zur Heimat der Kindheit – so stammt auch das Anfangszitat aus diesem Werk. Tetens stirbt 1807 in Kopenhagen.

Quellen: Prof. Dr. Thomas Steensen, Uni Flensburg, Nordfriisk Instituut Bredstedt; Prof. Dr. Holm Tetens – FU Berlin, Aufsatz im Nordfriesischen Jahrbuch 44 (2009). Einen weiteren Beitrag über den Universalgelehrten Johann Nicolaus Tetens gab es von Jana E. Seidel von der Uni Kiel in deren Rubrik "Große Forscher von der Förde". Daher stammt auch das obige Foto. Leider ist der Zugriff auf dieses Dokument nicht mehr möglich.


STEUERERKLÄRUNG ANNO 1912

Was waren das noch für Zeiten?! Der Tetenbüller Bauer Joh. Claussen vom Ahlbrandshof brauchte nicht lange, um Einnahmen – vor allem Pachten und Viehverkauf – sowie Ausgaben – insbesondere Zinsen, Pachten, Steuern und Vieheinkäufe – in seiner Steuererklärung für das Jahr 1912 niederzulegen. Am 4. Januar 1913 dokumentierte er einen Gewinn von 2547 M 13 Pf inkl. Rossgeld von 400 M.

Was ist seitdem geschehen, dass unsere Steuererklärung so unendlich kompliziert sind?

Naja, schon der chinesische Philosoph Konfuzius (551 bis 479 v.Chr.) stellte treffend fest: „Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen.“





GESCHICHTEN

Wahre Geschichten, die nur das Leben schreibt! Wir sind bestrebt, diese Geschichten auch für zukünftige Generationen zu erhalten, unabhängig von der Digitalisierung des Nachlasses unseres Dorfchronisten Johannes Glismann. In verschiedenen Rubriken stellen wir Ihnen solche Geschichten vor: Orts- bzw. landschaftsbezogene Geschichten z.B. in den einzelnen Ortsteilen Tetenbülls oder sport- und vereinsbezogene Geschichten in den Beiträgen örtlicher Vereine.

An dieser Stelle möchten wir Ihnen eine Geschichte erzählen, die sich vor einigen Jahren tatsächlich genau so zugetragen hat. Nach über 70 Lebensjahren hat unser damaliger Bürgermeister Henning Möller erstmals ein McDonald's-Restaurant besucht. Er wollte zu später Stunde zusammen mit anderen Aktiven der Kulturellen Laienspielgruppe Tetenbüll in Husum seinen großen Hunger stillen. Was dabei geschah hat Anekdotencharakter:


DES BÜRGERMEISTERS ERSTBESUCH BEI MCDONALD'S

Zur Vorgeschichte: Die Kulturelle Laienspielgruppe Tetenbüll hatte auf dem Dorfabend 2008 mit großem Lacherfolg das plattdeutsche Stück "Twintig Deerns für Stüürmann Behrens" aufgeführt. Die Darbietung fand große Resonanz in den Husumer Nachrichten, weshalb die örtliche Bundeswehr die Theatergruppe einlud, das Stück auch auf deren Weihnachtsfeier aufzuführen. Zuvor sollten die Tetenbüller noch am Weihnachtsessen teilnehmen. Die Laienschauspieler trafen auch pünktlich ein, aber leider war das Essen schon abgeräumt. Mit hungrigen Mägen ließ es sich dennoch vortrefflich Theater spielen, so dass auch diese Aufführung zu einem großen Erfolg wurde. Gegen 23:00 Uhr durfte die Gruppe die Kaserne verlassen. Der Hunger war natürlich noch größer geworden. Aber wo bekommt man in Husum um diese Uhrzeit noch etwas zu essen? Klar, an der Tanke ('nee, heute lieber nicht) oder eben bei McDonald's (oh, ja!).

Unsere beiden "Dockschwalben"
Christian Andresen als "Speckschwarten-Nelly"
und Simon Rohde "Rote Jette"

Foto: Udo Rahn / Husumer Nachrichten

 

Auftritt Henning Möller: "Da war ich noch nicht!" Na, Henning, dann wird es ja mal Zeit.
Gesagt, getan! Henning steht also vor dem Tresen in der Schlange.
"Was isst man denn hier?" Henning, das steht alles oben auf der Tafel, sogar bebildert.
"Und was soll ich nehmen?" Was Dir schmeckt, Henning.
"Ja, aber ich war doch noch niemals hier. Woher soll ich wissen, was schmeckt?" Dann probier's halt aus.
"Und was isst Du?" Ein McRib-Sparmenü, das nehm' ich immer.
Henning: "Das nehm' ich auch!"

Alle Achtung, gleich die schwierigste Essnummer beim ersten Mal. Nun ja, das kann Henning ja noch nicht wissen. Vorsichtshalber nehmen wir für den Anfänger eine Extraladung Servietten mit - man weiß ja nie. Dann setzen wir uns hin: Beine breit, Oberkörper weit nach vorne gebeugt, damit die leckere BBQ-Sauce nicht auf die Hose tropft.

Foto: McDonald's

Henning: "Gibt's hier denn kein Besteck?" Nein, Henning, das gibt's hier nicht (doch, aber nur für Salat - hat er aber nicht bestellt).
"So'n Schei... - wie soll man das denn essen?" Vorsichtig, Henning, ganz vorsichtig!
Und dann beißt unser Erstbesucher herzhaft in seinen McRib - und sieht sofort aus wie ein Kleinkind beim ersten Versuch, sich seinen Brei selbst mit dem Löffel einzuverleiben. Riesensauerei! Wir hatten leider keine Kamera dabei, um diesen einmaligen Anblick festzuhalten.
Henning: "So'n Schei... - das kann man doch so nicht essen. Aber schmecken tut's!"
Das ist doch die Hauptsache, Henning. Und er grinste dabei über alle Backen.

Und am Ende hat der Autor dieser Anekdote auch noch etwas gelernt: Bei McDonald's gibt es nämlich doch Besteck - auf Anfrage versteht sich, nicht nur für Salat. Schön, dass man dies nach jahrzehntelangem Besuch dieses Gourmettempels dann auch noch mal erfährt. Aber wer isst seinen McRib schon mit Messer und Gabel? Irgendwie geht dann doch der ganze Spaß flöten. Und die Anekdote über den Antrittsbesuch unseres Bürgermeisters bei McDonald's wäre überhaupt nicht erwähnenswert gewesen.