TETENBÜLL 
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 Das Herzstück Eiderstedts

 

SPARKLUB ROTER HORN


Geschichte – Es begann in der Nachkriegszeit

Der Sparklub "Roter Horn" wurde 1949 von Jacob Haye (Heinrich) Cornils gegründet und feierte somit am 21. November 2009 sein 60-jähriges Bestehen. Ein Festausschuss bereitete das traditionelle Grünkohlessen und den geselligen Teil der Feierlichkeiten vor. Von den seinerzeitigen Gründungsmitgliedern waren noch zwei beim Festakt anwesend: Annegrete Boldt und Elke Martens (bei Gründung erst 15 Jahre alt). In den ersten Jahren des Bestehens des Sparklubs gab es die "Haussparung". Ein Mitglied fuhr alle Sparer an, die dann für das gesparte Geld Wertmarken als Gegenleistung auf eine Karte klebten. Strafgelder für säumiges Sparen gab es damals noch nicht – man sparte, falls und soviel man konnte und wollte. Im Dezember wurden die Wertmarken wieder gegen Bargeld eingetauscht. Dieses System wurde in der Nachkriegszeit eingeführt, damit zu Weihnachten Geld für Geschenke, das Festtagsessen etc. vorhanden war. Die Banken zahlten für das gesparte Geld Zinsen. Von diesen Zinsen veranstaltete der Sparklub dann ein Fest, sofern denn genug Zinsen aufgelaufen waren. In der damaligen Zeit flossen die Sachspenden der Banken großzügiger als heute.



Weihnachtssparklub Roter Horn von 1949

Der nachfolgende Text wurde offensichtlich einer Buchdruckvorlage entnommen, denn die kopierte Seite weist in den vier Ecken die Markierungen für den Buchschnitt auf. Leider sind Buchtitel und Autor nicht festgehalten worden, lediglich die Seite 490. Zitat: "Nachdem im Jahre 1948 mit der Währungsreform wieder normale Verhältnisse eintraten und die "DM" ein kaufkräftiges Zahlungsmittel darstellte, wurde auch der Spargedanke wieder wach und propagiert. Wahrscheinlich noch bestärkt durch das erste Weihnachtsfest, das mit verhältnismäßig geringen Geldmitteln auszurichten war, hatten sich einige Einwohner im Ortsteil Rothörn mit dem Gedanken befasst, wie man den Weihnachtseinkauf in der Zukunft stabiler fundieren konnte. So wurde in dieser Zeit der Plan zur Gründung eines Weihnachtssparklubs geboren. Als die Initiatoren Jacob Heinrich Cornils, Julius Davids und Friedrich Warnsholdt für ihr Vorhaben im Bekanntenkreis allgemein Zustimmung gefunden hatten, wurde Anfang des Jahres 1949 zu einer öffentlichen Gründungsversammlung in Loofs Gasthof eingeladen. Als tragendes Geldinstitut wurde die Gardinger Volksbank auserwählt. (Anm.: Dort ist unser Sparklub heute noch.) Dem ersten Vorstand gehörten Jacob Heinrich Cornils als Vorsitzender, Friedrich Warnsholdt als Stellvertreter und Julius Davids als Schriftführer ...". Leider endet der Text hier, da die Seite 491 nicht mehr auffindbar ist.


Wieso "Roter Horn"?

Sparklubmitglied Hans Jakob Claußen vertellt: In alten Karten Eiderstedts steht Rotthörn, mit zwei T, und fügt hinzu "Ein Schelm, der sich...". Als Hörn bezeichnete man das Gebiet, wo drei Deiche zusammenlaufen. Wahrscheinlich haben sich hier am Rotthörn Familien angesiedelt, denn an einer deichgefährdeten Stelle gibt es dort heute noch eine Wehle. Diese Ansiedlung könnte man als Zusammenrotten bezeichnen. Gut möglich, dass der Name Rotthörn daher stammt. Mit den Jahren ist aus Rotthörn Rothörn geworden, mit einer weiteren Ableitung Roter Horn. Und da die Gründer unseres Sparklubs aus Rothörn stammten, wurde auch der Weihnachtssparklub so genannt.


Geschichte – Die Zeiten ändern sich

In den 60er Jahren wurde ein Sparkasten im Vereinslokal Kirchspielkrug im Dorf und in der Gaststätte Volquardsen auf dem "Spieker" im Wasserkoog angebracht. Jeder Sparer erhielt ein Sparfach mit Nummer und musste jetzt mindestens 10 DM im Monat sparen. Falls dies vergessen wurde, so wurde ein Strafgeld von 1 DM fällig. Zeitweilig gab es auch einmal einen dritten Sparkasten im Privaten Seniorenheim Rohde. Es war ursprünglich tatsächlich ein Klub, der für Weihnachten sparte. Nun wurde es mehr und mehr ein Klub für geselliges Beisammensein. Am Auszahlungstag kamen alle zusammen, um jährlich ein Sparklubessen abzuhalten. Dieses wurde aus den aufgelaufenen Zinsen und einem kleinen Zuzahlungsbeitrag finanziert. Mit Schließung der Gaststätte Volquardsen auf dem "Spieker" hängt nunmehr nur noch ein Sparkasten im Kirchspielkrug im Dorf. Obwohl sich die Zeiten doch stark verändert haben, so sind von den 60 Sparfächern derzeit noch immer knapp 50 belegt. Es werden also noch gesellige Sparer aufgenommen!


Geschichte – Sparen + Spaß in der heutigen Zeit

Auch die Euro-Einführung veränderte unser Klubleben nicht. Allerdings müssen nun monatlich mindestens 10 Euro gespart werden. Das Strafgeld wurde auf 1 Euro erhöht. Die Banken zahlen ja auch kaum noch Zinsen wie noch zu Beginn des Sparklubs. Dafür ist der Spaßfaktor weiter gestiegen. Nach dem Sparklubessen folgen dann Überraschungen und Spiele mit interessanten Preisen. Dafür wird ein Festausschuss von drei Personen "demokratisch gewählt", der zwei Jahre im Amt bleibt und sich für die Treffen stets etwas Nettes einfallen lassen darf.


Geschichte – Gegenwart + Zukunft

Alle fünf Jahre - zum Jubiläum - wird etwas größer gefeiert. Dafür wird in den anderen Jahren etwas  gespart. Und dennoch bleibt es immer lustig. Seit einem gemeinsamen Beschluss im Jahre 2006 gibt es bei unseren Jahrestreffen als Festessen immer leckeren Grünkohl mit Kassler, Schweinebauch (weil es der Altwirt und Sparer Jakob Claußen so mag), Kochwurst, Bratkartoffeln etc. Ein so aufwendiges Fest mit einem solchen Essen, Spielen mit Preisen und vielen Überraschungen kann leider nicht mehr aus Zinsen und Strafgeldern allein finanziert werden. Und so wird ein kleiner Obulus pro Teilnehmer kassiert. Gäste sind herzlich willkommen, zahlen aber einen höheren Teilnehmerbeitrag.


Mitgliedschaft

So lange noch Sparfächer frei sind - derzeit rd. 15 - werden noch neue Mitglieder aufgenommen. Interessenten gehen einfach in den Kirchspielkrug und fragen Kröger Dietmar Claußen nach einem freien Sparfach. Die Mitgliedschaft ist kostenlos, aber nicht umsonst. Die spärlichen Zinsen treten Sie an den Sparklub ab und zahlen am Ende des Sparjahres einen Beitrag von z. Z. € 5,00 inkl. Versicherung. Angefallene Strafgelder fließen in die Finanzierung von Preisen für die Spiele anlässlich der Jahreshauptversammlung mit dem leckeren Grünkohlessen. Damit fließen alle eingenommenen Gelder auch wieder an die Sparklubmitglieder zurück.


Vorstand
Vorsitzender - Wolfgang Jansen
Kassiererinnen - Andrea Cornils + Michaela Voß
Schriftführerin - Thea Claußen
sowie ein alle zwei Jahre wechselnder Festausschuss bestehend aus drei Mitgliedern, die "demokratisch" durch Spielentscheid und "helfendes Eingreifen" "gewählt" werden. Pandemie-bedingt gab es in den letzten Jahren aber keinen Festausschuss.


Weitere Zastergeschichten

Seit unserer Jubiläumsfeier am 21.11.2009 wissen wir auch, wieviel in den 60 Jahren davor insgesamt gespart wurde: Sage und schreibe rd. 640.000 € bzw. gut 1,25 Millionen DM - siehe diese PDF-Aufzeichnung. Zudem zitieren wir auszugsweise aus den Aufzeichnungen der Schriftführerinnen unseres Sparklubs: Protokollgeschichten (PDF-Download).